Praktische Philosophie am GaW

 

 

Praktische Philosophie – was ist das?

Unsere Gesellschaft ist geprägt durch das Zusammenleben von Menschen verschiedener Herkunft und Kultur. Sie besitzen unterschiedliche religiöse Vorstellungen und Weltanschauungen. Die große Vielfalt der Lebensformen, der sozialen Beziehungen und der Wertvorstellungen sowie die Unübersichtlichkeiten in der Berufs- und Freizeitwelt erschweren es Schülerinnen und Schülern immer häufiger, sich auf zentrale Lebenswerte zu besinnen. 

Das Fach Praktische Philosophie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, sich selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und tolerant in einer demokratischen Gesellschaft zu bewegen. Außerdem sollen sie sich systematisch mit Sinn- und Wertfragen auseinandersetzen, um verantwortlich zu handeln und diese bei der Suche nach Antworten auf die Frage nach dem Sinn menschlicher Existenz anzuwenden. Im Unterricht sollen durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Ideen, Wertvorstellungen und Normen Kriterien für deren Beurteilung erarbeitet und die eigene Reflexions- und Urteilsfähigkeit gefördert werden.

Dies erfolgt auch durch die Einübung typischer philosophischer Methoden, die letztlich auch auf das wissenschaftliche Denken vorbereiten. Hierzu gehören logisches Argumentieren, Definieren, strukturiertes Debattieren nach Jugend debattiert und von Anfang an das Schreiben kleiner philosophischer Texte und Stellungnahmen, später dann von philosophischen Essays. Obwohl Praktische Philosophie also ein mündliches Fach ohne Klassenarbeiten ist, spielt auch das schriftliche Selbst-Denken eine wichtige Rolle.

Wer sich ein genaueres Bild von unseren Arbeiten machen möchte, ist herzlich eingeladen zum Philosophischen Café für Leib und Seele am Tag der offenen Tür. Hier sind natürlich die künftigen Neuzugänge an der Schule eingeladen, sich über Philosophie und Praktische Philosophie zu informieren, gleichzeitig bildet das Café aber ein Forum für Philosophie-Schülerinnen und -Schüler sämtlicher Jahrgänge, in dem sie ihre Arbeiten aus dem Unterricht einer kleinen interessierten Öffentlichkeit zeigen und vortragen können. Dazu gehören Plakate, kleine Debattier-Runden oder eben auch das Vortragen philosophischer Essays. Auch für das leibliche Wohl ist natürlich gesorgt.
Hier ein paar Impressionen aus dem Unterricht:

 

Die Themen im Fach Praktische Philosophie orientieren sich an den sogenannten im Kernlehrpan festgelegten „Sieben Fragenkreisen“:

  1. Die Frage nach dem Selbst

  2. Die Frage nach dem Anderen

  3. Die Frage nach dem guten Handeln

  4. Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft

  5. Die Frage nach Natur, Kultur und Technik

  6. Die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien

  7. Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn

 

Die Themen in den einzelnen Klassenstufen lauten unter G9:

  1. Zeitreise zu den Anfängen der Philosophie/ Gemeinschaft in der griechischen Antike und heute/ Frei(e)zeit? - Besonderheiten wahrnehmen/ Wie ist die Welt entstanden? - Antworten aus unterschiedlichen Fachgebieten sammeln
  2. Regeln und Gesetze/ Konflikte gehören dazu - Konflikte lösen/ Mensch und Tier - Problematische Situationen erkennen und beurteilen /Medienwelten
  3. Glück und der Sinn des Lebens/ Was ist wirklich wahr?/ Ökologie und Ökonomie/ Gefühl und Verstand
  4. Entscheidung und Gewissen /Begegnung mit dem Fremden/ Recht und Gerechtigkeit/ Sterben und Tod
  5. Rollen- und Gruppenverhalten/ Bilder, Vorurteile und Wissen/ Wissenschaft und Verantwortung – „Dürfen wir alles, was wir können?“/ Wie ist Frieden möglich?

Verwendete Lehrbücher unter G9:Leben leben 1-3, Ernst Klett Verlag 2019

Das Fach Praktische Philosophie wird an unserer Schule von Klasse 5 bis Klasse 9 zweistündig unterrichtet. Ab Klasse 5 kann zwischen Philosophie und Religion gewählt werden. Soll in Klasse 5 mit Praktischer Philosophie begonnen werden, muss dies bei der Anmeldung angegeben werden. Die Möglichkeit zum Wechsel besteht zum Halbjahr.


Philosophie in der Oberstufe

Philosophie – was ist das ?

Der Gegenwartsphilosoph Hermann Lübbe charakterisiert Philosophen als "Spezialisten für Orientierungskrisenmanagement".

Mag diese Bezeichnung auch sehr technisch klingen, so haben wir alle schon die Erfahrung gemacht, dass aus Krisensituationen, seien es persönliche oder gesellschaftliche, das Bedürfnis nach gründlicher Klärung der Ursachen unserer Orientierungsnöte und nach klaren Zielsetzungen für die Zukunft erwächst. Das 'Material', das die Philosophie verwendet, steckt im Alltag jedes Menschen. Meist sind es einschneidende Erfahrungen, die uns zum Nachdenken über das, was wir eigentlich wollen, veranlassen und vielleicht zum Wendepunkt in unserem Leben werden. 

Die Philosophie versucht dieses Nachdenken wach zu halten und systematisch nach den Grundlagen unseres Denkens und Handelns zu fragen. Philosophie ist der Versuch, unseren Vorurteilen und verkrusteten Denkformen zu entkommen um unser Leben auf Einsicht aufzubauen. Das Erforschen der Natur, des Menschen oder der Geschichte steht natürlich auch auf dem Programm anderer Disziplinen. Aber während sich die Einzelwissenschaften um Ausschnitte der Wirklichkeit bemühen, versucht die Philosophie zu einem Gesamtbild der Wirklichkeit zu kommen.

Etwas zu sagen haben - Essays im Unterricht

Zu den typischen Methoden der Philosophie gehört auch die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Schreiben – z. B. von eigenen philosophischen Essays. Einen Essay zu schreiben bedeutet nicht, wie bei einer Klausur, einen philosophischen Text zu analysieren, zu vergleichen und zu bewerten oder anhand von philosophischen Theorien einen Fall zu diskutieren, sondern es geht darum, ein Zitat oder eine Fragestellung mit eigenen philosophischen Mitteln zu erörtern. Einen Essay zu schreiben heißt, etwas zu sagen zu haben zu Fragen wie "Tut Glück dem Menschen gut?" oder "Sind gute Argumente erfolgreich?" In einem Essay werden meine subjektiven Erfahrungen mit eigenen Argumenten und denen bekannter Denker systematisch verknüpft, das Ganze in einem Stil, der ruhig persönliche Züge aufweisen darf. Die entstandenen Texte geben Denkanstöße über zentrale Fragen des Lebens und des menschlichen Daseins aus Sicht der Schülerinnen und Schüler.

In den (Praktische) Philosophie-Kursen am GaW wird das Schreiben von Essays ab Jahrgang 9 systematisch eingeübt, ab Jahrgang EF gibt es in jedem Herbst eine kleine Unterrichtseinheit zum Essay-Schreiben anlässlich des Bundes- und Landeswettbewerbs Philosophischer Essay, der alljährlich vier Themen veröffentlicht. Das Schreiben eines Essays im Unterricht gehört zum Lehrplan, das Schreiben zu einem Wettbewerbsthema ist jedoch freiwillig. Besonders gelungene Exemplare können am Wettbewerb teilnehmen. Einsendeschluss ist in jedem Jahr der 6. Dezember.

 

Übersicht über die Rahmenthemen der Oberstufe

Die Einfürungsphase beginnt mit einer Einführung in die Philosophie und in die einzelnen Themenbereiche, die im Laufe der Qualifikationsphase vertieft werden.

EF I

Was heißt es zu philosophieren? Eigenarten philosophischen Fragens und Denkens

Ist der Mensch ein besonderes Lebewesen? – Eigenschaften des Menschlichen

Wann darf und muss der Staat die Freiheit des Einzelnen begrenzen? – Umfang und Grenzen staatlichen Handelns

EF II

Was sollen wir tun? – Werte und Normen im interkulturellen Kontext

Was können wir mit Gewissheit erkennen? – Einführung in die philosophische Logik

Kann der Glaube an die Existenz Gottes vernünftig begründet werden? – Religiöse Vorstellungen und ihre Kritik

Q1 I

Das Selbstverständnis des Menschen (Anthropologie):

 

Ist die Kultur die Natur des Menschen?/ Ist der Mensch mehr als Materie?/ Der Mensch als selbstbestimmtes Wesen

Q1 II 

Werte und Normen des Handelns (Moralphilosophie):

Wie kann das Leben gelingen?/ An welchem moralischen Maßstab soll ich mich orientieren?/ Herausforderung der Gegenwart an die moralische Verantwortung des Menschen

 

Q2 I und Q2 II
 
Zusammenleben in Gesellschaft und Staat (Staatsphilosophie):

 

Legitimationsmodelle von Herrschaft I: Was ist eine gerechte Ordnung?/ Legitimationsmodelle von Herrschaft II: Staatstheorien im Vergleich/ Lassen sich die Ansprüche des Einzelnen auf politische Mitwirkung und gerechte Teilhabe in einer staatlichen Ordnung realisieren?

Erkenntnistheoretische Grundlagen

Geltungsansprüche der Wissenschaften (Wissenschaftstheorie):

Wie gelangen die Wissenschaften zu Erkenntnissen?

 

 

Philosophie im Abitur

Das Fach Philosophie ist dem gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeld zugeordnet und kann an unserer Schule als 3. oder 4. Abiturfach gewählt werden. Die verbindlichen Unterrichtsinhalte, die dem Zentralabitur (3. Fach) zugrunde liegen, sind  unter https://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de einzusehen.