Junge Menschen haben aktuell oft das Gefühl, dass politische Entscheidungen ohne die Stimmen ihrer Generation getroffen werden und dass die Themen, die sie beschäftigen, in der Politik kaum eine Rolle spielen. Das Projekt "Junger Rat für Berlin", initiiert von der Bundestagsabgeordneten für unseren Wahlkreis, Dr. Wiebke Esdar, bietet Schüler*innen die Möglichkeit, als Politikberater*innen aktiv an politischen Prozessen teilzunehmen. Ziel des Projekts ist es, die Perspektiven junger Bielefelder*innen in politische Diskussionen einzubringen.
Ein Blick hinter die Kulissen
Der Zusatzkurs Sozialwissenschaften der Q2, bestehend aus 27 Schüler:innen, hatte sich für das Projekt beworben und anschließend in zwei Doppelstunden mit Frau Esdar zusammengearbeitet. Hier ist wichtig zu erwähnen, dass das Projekt schon organisiert war, bevor durch das Ende der Ampelkoalition die vorgezogene Bundestagswahl zustande kam. Es handelt sich also nicht um eine Veranstaltung im Rahmen des Wahlkampfes, sondern ein Projekt zur Förderung der politischen Bildung.
In der ersten Stunde im November gab es ein gegenseitiges Kennenlernen, und Frau Esdar berichtete von ihrem Alltag als Bundestagsabgeordnete in Berlin und Bielefeld. Anschließend wurden gemeinsam zwei politische Themen ausgewählt, die für die Lebenswelt junger Menschen relevant sind. Zur weiteren Bearbeitung hat der Kurs sich für folgende Themen entschieden: "Was kann der Bund gegen Diskriminierung an Schulen tun?" und "Verbesserung des Bahnverkehrs in Deutschland".
Thematische Auseinandersetzung
Nach der Themenauswahl arbeiteten die Gruppen ca. 6 Wochen lang an ihren Fragestellungen. Die Gruppe, die sich mit Diskriminierung auseinandersetzte, brachte eigene Erfahrungen mit Rassismus im Schulalltag ein und analysierte Ergebnisse unserer jährlichen Schüler*innenbefragung. Sie entwickelten verschiedene Lösungsansätze, darunter die Förderung von Fortbildungsprogrammen für Lehrkräfte und Projekten für Schulklassen durch das Familienministerium.
Die Gruppe, die sich mit dem Bahnverkehr beschäftigte, sammelte Informationen über Verspätungen, Ausfälle und die Wahrnehmung der Sicherheit in Bahnhöfen und Zügen. Ihre Vorschläge umfassten Investitionspakete für Sanierung und Digitalisierung der Infrastruktur, Trennung von Güter- und Personennetz sowie die Priorisierung von Sicherheit und Zuverlässigkeit statt Gewinnorientierung. Eine Gruppe setzte sich außerdem mit der Frage der Finanzierung dieser Vorhaben auseinander.
Gewinnbringend für alle Beteiligten
In der zweiten Doppelstunde im Januar nahm Wiebke Esdar die Präsentationen der Schüler*innen gespannt entgegen und lobte die intensive und strukturierte Auseinandersetzung mit den Themen. Sie betonte, dass sie aus den Präsentationen neue Erkenntnisse und Perspektiven gewinnen konnte. Auch der Kurs war sich einig, dass das Projekt gewinnbringend war, um zu verstehen, wie politische Arbeit funktioniert. Sich in ein komplexes Themengebiet einzuarbeiten, einen Lösungsvorschlag zu prüfen, zu überarbeiten und zu präsentieren war sicherlich anstrengend, aber erkenntnisreich. Wir sind gespannt, wie sich die Vorschläge weiterentwickeln und in die politische Arbeit von Frau Esdar einfließen werden.
Marlena Petring
Fotos: Friedrich Ebmeyer für die Waldhof-Redaktion