"Lest ihr eigentlich in eurer Freizeit?" Diese Fragen konnten die meisten Neuntklässlerinnen und Neuntklässler bejahen, doch anscheinend haben nur wenige von ihnen schon einmal einen Literaturclub, eine öffentliche Debatte oder eine Lesung besucht.
Letzteres sollte sich jedoch bald ändern, denn im Rahmen der Unterrichtsreihe zu dem Jugendroman "Tschick" von Wolfgang Herrndorf wurde ihnen die Gelegenheit gegeben, die Schullektüre in Form einer lebendigen Lesung durch einen Experten in diesem Metier zu erleben. Für die Rolle des Vorlesers sollte Omar El-Saiedi unsere Schule besuchen. Nachdem der angesehene Schauspieler bereits im letzten Herbst ein Projekt mit einer der neunten Klassen durchgeführt hatte, erklärte er sich ein weiteres Mal bereit, mit den Jugendlichen zu arbeiten und ihnen Auszüge aus einem Buch zu präsentieren. Der genannte Roman handelt von zwei jugendlichen Außenseitern, welche sich mit einem geklauten Auto auf eine abenteuerliche Reise begeben. Die Leser und Leserinnen verfolgen ihre Geschichte aus der Sicht des Protagonisten Maik. Maik wird sowohl in der Schule als auch zuhause wenig beachtet und versteckt sich somit oftmals hinter seiner Unauffälligkeit. Dies ändert sich, als er Tschick kennenlernt. Mithilfe des eher draufgängerische Jungen lernt er unter anderem den Wert von Freundschaft kennen und kommt mehr und mehr aus sich heraus. Durch Herrendorfs eher ambivalente Darstellung von Maiks Gedanken war das Vorlesen von Seiten El-Saiedis dynamisch und abwechslungsreich. Er persönlich erzählte, dass er die lebendige und realistische Darstellung der Interaktionen der Jungen bewundere. So könne er sich selbst mit dem Verhalten der Hauptcharaktere identifizieren und hätte somit einen entscheidenden Vorteil beim Vorlesen. Insbesondere die unterschiedliche Wahrnehmung von Erwachsenen und Jugendlichen, wie sie zwischen Maik und seinem Lehrer, seinen Eltern und anderen Figuren deutlich wird, finde er bemerkenswert.
Dennoch stellte sich natürlich die Frage, ob diese Jugendlektüre aus dem Jahr 2010 die heutige Generation überhaupt noch anspricht. Bei diesem Thema trafen in der Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern viele verschiedene Meinungen aufeinander.
Eines der Ziele der Lesung war folglich erreicht, denn vor allem der Austausch zwischen den Zuhörenden und auch mit den Vortragenden spielt bei Lesungen eine große Rolle. Verschiedene Interpretationen treffen aufeinander, Wissen wird geteilt und Ansichten werden hinterfragt.
Nach der Lesung schienen auch die Schülerinnen und Schüler zufrieden. Ihnen wurde die Möglichkeit geboten das Schulbuch auf eine für Jugendliche eher unkonventionelle Art und Weise neu zu entdecken und sich tiefer mit dem für sie relevanten Thema zu beschäftigen.
Dafür bedanken wir uns herzlich bei dem Förderverein des Gymnasiums am Waldhof, welcher das Projekt finanziert hat, aber auch bei Frau Neumann-Tacke, ohne deren Planung die Lesung nicht hätte stattfinden können!
Sena Basuslu, Jahrgang 9,
interviewte Herrn El-Saeidi und berichtete für die Waldhof-Redaktion