Zwischen Bielefeld und Bagheria: storia di un´amicizia — Geschichte einer Freundschaft

Das Boden-Mosaik im Alten Rathaus Bielefeld

Geschenk vom Leineweber

Im Nowgorod-Saal

Begrüßung durch die 1. Bürgermeisterin mit Evelyn und Selma

Schulleiterin Frau Brauneis, Frau Müller-Dierks und Frau Scanzano

Frau Striegan-Keuntje und Frau di Maria

Laura und ihr italienischer Austauschpartner Giuseppe

Frau Striegan-Keuntje, Frau Müller-Dierks, die 1. Bürgermeisterin von Bielefeld, Frau di Maria, Frau Galioto, Frau Scanzano, Schulleiterin Frau Brauneis

Die stellvertretende Bürgermeisterin von Bagheria, Frau Scanzano, der Schulleiter Pietro Rammacca

Beziehungen zeichnen sich ja heutzutage häufig durch Kurzlebigkeit aus. Entsprechend stolz kann man sein, wenn wieder eine Etappe erreicht ist. Wenn eine eheliche Verbindung sieben Jahre lang hält, feiert man die sogenannten "Kupferhochzeit" und nach 10 Jahren die "Rosenhochzeit". Wer nach 20 Jahren seine "Porzellanhochzeit" erreicht, ohne dass die Verbindung zerbrochen ist, hat sie wahrscheinlich über die vielen Jahre hinweg gut gepflegt und blickt auf eine lange Reihe von gemeinsamen Erlebnissen und Erfahrungen zurück.

Die internationale Verbindung zwischen dem Gymnasium am Waldhof und dem Liceo Scientifico Statale D'Alessandro in Bagheria, Sizilien, ist eine solche Verbindung. Sie wurde 20 Jahre lang von beiden Seiten unterhalten und gepflegt und feiert deshalb 2018 ihr Jubiläum.

Und wie fing alles an? Frau Reinking-Heer, damals Lehrerin am GaW, lernte 1997 auf einer Comenius-Weiterbildung in England Grazia di Maria, Englischlehrerin an einem naturwissenschaftlichen Gymnasium in Bagheria bei Palermo kennen: Freundschaft auf den ersten Blick. Herr Achelpöhler, Schulleiter am Gaw, nahm den Vorschlag von Frau Reinking-Heer, mit der sizilianischen Schule ein Comenius-Projekt zu beantragen (unter Einbeziehung der französischen Partnerschule in Montpellier) und einen Schüleraustausch ins Leben zu rufen, begeistert an. Herr Achelpöhler konnte Frau Scanzano für diese Aufgabe gewinnen, die sie bis zu ihrer Pensionierung im Sommer 2017 wahrgenommen hat.

Dass die Beziehung weiter gepflegt wird und gute Aussichten auf eine "Silberhochzeit" hat, ist auf der Bielefelder Seite dem Engagement von Frau Müller-Dierks zu verdanken, die seit 2017 den Austausch organisiert, die Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs vorbereitet, nach Sizilien begleitet und die italienischen Gäste in Bielefeld betreut. Unterstützt wird sie dabei von Frau Striegan-Keuntje.

Frau di Maria wurde in diesem Jahr, wie so oft in den letzten 10 Jahren, von Frau Galioto begleitet, die neben Englisch auch Deutsch studiert hat. Während des Studiums verbrachte sie ein Jahr in Bayreuth und hat nun ihr Herz auch für den Teutoburger Wald und seine Bewohnerinnen und Bewohner entdeckt.

Zum Anlass des Jubiläums wurden die sizilianischen Gäste mit ihren Bielefelder GastgeberInnen und den betreuenden Kolleginnen am 20.3.2018 ins Alte Rathaus eingeladen und von der ersten Bürgermeisterin Bielefelds, Frau Schrader, geehrt.

Die Ehrung fand im Nowgorod-Saal statt, der als Fraktionssaal mit Tisch-Mikrofonen ausgestattet ist, sodass die italienischen und deutschen Gäste am Gespräch mit der Bürgermeisterin teilnehmen konnten. Nach einem kurzen Ausblick in die Lokalpolitik durften die italienischen Gäste ihre Eindrücke von Bielefeld darstellen und beschreiben, u. a. den sizilianischen Blick auf das ostwestfälische Temperament. Das hieß sinngemäß, die Menschen wirkten auf den ersten Blick kalt und beschäftigt, auf den zweiten Blick aber zugewandt und hilfsbereit – trotz der extremen Minustemperaturen! Diese positive Rückmeldung bezog sich nicht zuletzt auf die warmherzige Gastfreundschaft der Bielefelder Gasteltern. Auch scheint Bielefeld aus sizilianischer Sicht sehr grün und aufgeräumt und konnte durch das Theater punkten. Die Führung durch das Stadttheater, begleitet vom Theaterpädagogen Gianni Cuccaro, war bei den sizilianischen SchülerInnen sehr gut angekommen, ebenso wie der Besuch der Oetker-Welt! Ob man auf Sizilien vorsichtiger bzw. vorausschauender Auto fahre oder nicht, blieb dagegen ein ungeklärter Streitpunkt.

Eine besondere Würdigung erfuhr der Austausch durch die Reden von Grazia di Maria, zu Ehren des Anlasses auf Deutsch vorgetragen, und von Claudia Scanzano.

Frau di Maria betonte besonders das Ziel, unsere Schülerinnen und Schüler in einem friedlichen, europäischen Geist zu erziehen und ihnen zu ermöglichen, sich überall in Europa zuhause zu fühlen. Schließlich eröffne die Begegnung mit den Austauschpartnern die Möglichkeit, in den Gebräuchen und Gewohnheiten der Gäste und Gastgeber die Unterschiede und Ähnlichkeiten wahrzunehmen und die Hoffnung, voneinander das Beste zu lernen und noch viele weitere junge Menschen für den Austausch zu begeistern.

 

Die Rede von Frau Scanzano im Bielefelder Rathaus (auf Deutsch)

Wir sind hier zusammengekommen, um 20 Jahre Austausch Bagheria-Bielefeld zu feiern. Meine sizilianische Kollegin Grazia di Maria und ich haben damals nicht ahnen können, dass wir eines Tages im 21. Jahrhundert auf eine so lebendige Austauschpraxis zurückblicken. Die Bilanz ist erfreulich: ein jährlicher, gegenseitiger Besuch von jeweils circa 15 Schülern beider Schulen (macht insgesamt ca. 600 Austauschschüler!), vier italienische und vier deutsche Schulleiter, die den Austausch unterstützt haben, ein harter Kern von Kollegen an beiden Schulen, der die Fahrten begleitet und durch engagierte Unterstützung in vielen Bereichen zum Gelingen derselben beigetragen haben, vier europäische Comenius-Projekte, auch mit Schulen in Frankreich und in Tschechien.

Und da es um Schule geht, muss die Frage erlaubt sein: WAS haben wir gelernt, die Schüler und Schülerinnen und ihre Lehrer und Lehrerinnen? In den umfangreichen Evaluationsbögen, die wir, Grazia di Maria und ich am Ende unserer COMENIUS-Projekte ausfüllen mussten, gab es Antworten mit Punkteskala , die man anklickte, so z.B.: Zuwachs an interkultureller Kompetenz, Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse , vornehmlich des Englischen, Förderung von Teamgeist und Selbstständigkeit. Ja, Projektziele erreicht. Diese Antworten haben wir angekreuzt und mit der entsprechenden, meist hohen, Punktzahl versehen.

Auf den Evaluationsbögen gab es leere Felder – Platz für persönliche Zusätze. Da haben wir immer geschrieben, wie ganz außerordentlich wichtig es uns Lehrern ist, dass die Schüler in den Gastfamilien den Alltag in Bielefeld und Bagheria erleben in seinen schönen Momenten, aber auch den Alltagsstress – authentisch halt. Oft war es so, dass in der kurzen Zeit der Austauschwoche ein lebendiger und intensiver Umgang mit den Familien sich entwickeln konnte, trotz der Sprachbarrieren., z.B. bei der Vorbereitung und der Teilnahme an Familienfeiern , beim Gemüseschnippeln in der Küche oder beim Verhandeln von Ausgehzeiten. Ich denke, ein guter Anfang für junge Menschen Europa zu entdecken. Ich wünsche euch, dass darauf viele weitere spannende Entdeckungen folgen werden, die eurer Leben bereichern.

Danke.

 

Die Rede im Rathaus von Bagheria (auf Italienisch)

Signor sindaco, preside Rammacca, care colleghe , cari studenti,

siamo riuniti per festeggiare i 20 anni dello scambio Bagheria-Bielefeld. La prof. Grazia Di Maria ed io non pensavamo, 20 anni fa, che quasi un quarto di secolo dopo avremmo guardato indietro a un'esperienza di scambi tra le nostre scuole cosí viva e positiva.

Il bilancio è lusinghiero: Una visita reciproca, ogni anno, di circa quindici studentesse e studenti dell'una e dell'altra scuola (in tutto sinora circa 600!); con 4 presidi italiani e 4 tedeschi che durante questo arco di tempo hanno dato il loro appoggio allo scambio; uno 'zoccolo duro' di colleghi di entrambe le scuole, che hanno accompagnato i viaggi e molti altri che hanno contribuito col loro impegno alla riuscita dell'iniziativa; quattro progetti europei Comenio condotti a termine con successo (questi ultimi con la collaborazione di istituti della Francia e della Repubblica Ceca) — e non ultimo un grande accrescimento delle nostre conoscenze.

Quali, per noi di Bielefeld?

Un po' d'italiano, e di siciliano — compresi molti modi di dire, anche molto colloquiali. Abbiamo imparato che è un arricchimento andare incontro con interesse e apertura di mente a quanti ci sono estranei, e si rivelano in fondo piú simili a noi di quanto non avessimo pensato. Abbiamo imparato che la Sicilia è veramente cosí bella come le agenzie di viaggio in Germania la magnìficano — e per noi ancora di piú, perché la vediamo assieme ai nostri amici siciliani. Abbiamo imparato che tanto il ruolo dell'ospite quanto quello dell'ospitante sono ruoli che richiedono un grande impegno. E che la cucina italiana non è solo pasta e pizza, ma ha infinite altre prelibatezze della cucina regionale. E che anche il fast food può essere una cosa seria, se ha l'aspetto di una arancina siciliana. Che altre esperienze abbiamo fatto? Abbiamo provato ogni volta la cordiale accoglienza delle famiglie ospitanti — e la tristezza degli addii, spesso accompagnati da molte lacrime. Ma anche la contentezza di rivedersi, e imparato che uno scambio può essere l'inizio di una vera amicizia. Noi di Bielefeld siamo molto contenti di passare una settimana a Bagheria, e di poter dare presto il benvenuto ai nostri amici anche da noi. Ringraziamo il comune di Bagheria, i presidi, la prof. Di Maria e tutte le colleghe e i colleghi per il loro impegno, che durante questi 20 anni hanno reso possibile il successo del nostro scambio.

Un grazie a tutti.

 

Text und Fotos: Sabine Hönicke, Inge Müller-Dierks, Claudia Scanzano

Die Fotos entstanden bei den Empfängen im Palazzo Butera, Bagheria am 22.2.2018 und im Alten Rathaus von Bielefeld am 20.3.2018.