Latein - Ergänzung zum Leistungsbewertungskonzept

Die Fachkonferenz hat im Einklang mit dem entsprechenden schulbezogenen Konzept die nachfolgenden Grundsätze zur Leistungsbewertung und Leistungsrückmeldung beschlossen:

Die im Beurteilungsbereich "Schriftliche Arbeiten" und die im Beurteilungsbereich "Sonstige Leistungen im Unterricht" erbrachten Leistungen werden etwa gleich gewichtet. 

I. Beurteilungsbereich schriftliche Leistungen/Klassenarbeiten

Gestaltung der Klassenarbeiten

Eine Klassenarbeit im Fach Latein besteht aus zwei Beurteilungsbereichen: 1. die Übersetzung und 2. die Erschließung, Interpretation und (im ersten Lernjahr) kontextbezogene Aufgaben. Die Fachkonferenz hat sich auf folgende mögliche Aufgabenformate verständigt, von denen eine angemessene Auswahl unterschiedlicher Formate im Laufe des Lehrgangs eingesetzt werden muss. 

Aufgaben zur Erschließung:

  • Analyse der Textsemantik (Sach- und Wortfelder, Personen, Eigennamen, Rekurrenzen, Pronomina, …) und deren Visualisierung
  • Analyse der Textsyntax (Personenstruktur und Handlungsträger, Personalendungen, Tempus- und Modusprofil, Konnektoren, ...) und Visualisierung
  • Aufstellung von Hypothesen zum Textinhalt auf der Basis von Textbelegen
  • Angabe der Thematik eines unbekannten Textes mit Begründung
  • Bild-Text-Erschließung
  • Beantwortung von Leitfragen zu Inhalt und Struktur eines Textes mithilfe lateinischer Textbelege
  • Sicherung der Erschließungsergebnisse in Form einer Paraphrase oder kreativen Visualisierung des Textinhaltes (mit lateinischen Textbelegen)

Aufgaben zur Interpretation:

  • Analyse von Sach- und Wortfeldern und Deutung im Hinblick auf die Textaussage 
  • Gliederung des Textes mit Angabe von Textsignalen
  • Begründete Darlegung des Gedanken- und Argumentationsgangs
  • Erstellung eines Tempus- oder Modusreliefs, Analyse der Diathese und Deutung im Hinblick auf den Textinhalt
  • Analyse von Personenkonstellationen, Charakterisierungen
  • Analyse des Verhaltens und der Beweggründe von Personen
  • Herausarbeiten der zentralen Textaussage
  • Ermittlung der möglichen Autorenintention auf Basis des Textes
  • Analyse von sprachlich-stilistischen Merkmalen und Erläuterung ihrer Funktion im Hinblick auf den Textinhalt
  • Vergleich mit einem bekannten oder unbekannten Text desselben Autors, eines anderen Autors oder mit einem Sachtext
  • Vergleich eines Rezeptionsdokuments mit dem lateinischen Text
  • Einordnung eines lat. Textes in den historischen, politischen und kulturellen Zusammenhang

Kontextbezogene Aufgaben zur Überprüfung der Sprach- und Kulturkompetenz:

  • Wortschatzaufgaben
  • Erschließung von Lehnwörtern, Fremdwörtern und fremdsprachlichen Wörtern aus lateinischen Ursprüngen
  • Segmentierung, Sortierung oder Bestimmung von Formen (im ersten Lernjahr isoliert oder am Text)
  • Beschriftung eines Bildes mit lateinischen oder deutschen Begriffen
  • Erläuterung des historischen Hintergrunds des lateinischen Textes
  • Vergleich von Antike und Gegenwart

Korrektur und Rückgabe der Klassenarbeiten

Mit der Rückgabe der korrigierten Klassenarbeiten erhalten die Schülerinnen und Schüler Lern- und Förderempfehlungen (meist in einer tabellarischen Übersicht). Die Bewertungskriterien sind transparent und der Erwartungshorizont wird bei der Besprechung der Aufgaben gemeinsam erarbeitet. Bei den Korrekturzeichen orientiert sich die Fachschaft an den Vorgaben des Zentralabiturs.

II. Beurteilungsbereich „Sonstige Leistungen“:

Grundlagen einer Beurteilung der „sonstigen Leistungen“ bilden

  • die kontinuierliche Beobachtung der Leistungsentwicklung im Unterricht, wobei individuelle Beiträge zum Unterrichtsgespräch sowie kooperative Leistungen im Rahmen von Team- und Gruppenarbeit zu beachten sind,
  • die punktuellen Überprüfungen einzelner Kompetenzen in fest umrissenen Bereichen des Faches (u. a. kurze schriftliche Übungen, inklusive Wortschatzkontrolle),
  • längerfristig gestellte komplexere Aufgaben, die von den Schülerinnen und Schülern einzeln oder in der Gruppe mit einem hohen Anteil der Selbstständigkeit bearbeitet werden, um sich mit einer Themen- oder Problemstellung vertieft zu beschäftigen und zu einem Produkt zu gelangen. Bei längerfristig gestellten Aufgaben müssen die Regeln für die Durchführung und die Beurteilungskriterien den Schülerinnen und Schülern im Voraus transparent gemacht werden. 

Mögliche Überprüfungsformen

Erschließung eines lateinischen Textes

  • Analyse der Textsemantik (Sach- und Wortfelder, Personen, Eigennamen, Pronomina, …) und deren Visualisierung
  • Analyse der Textsyntax (Personenstruktur und Handlungsträger, Personalendungen, Tempus- und Modusprofil, Konnektoren, ...) und Visualisierung
  • Aufstellung von Hypothesen zum Textinhalt
  • Angabe der Thematik eines unbekannten Textes
  • Gliederung eines Textes aufgrund von Kohärenzmerkmalen
  • Bild-Text-Erschließung
  • Beantwortung von Leitfragen zu Inhalt und Struktur eines Textes mithilfe lateinischer Textbelege
  • kriteriengeleitetes Hörverstehen eines Textes mit Textbelegen
  • Präsentation der Erschließungsergebnisse in Form einer Paraphrase oder kreativen Visualisierung des Textinhaltes (mit lateinischen Textbelegen)

Übersetzung eines lateinischen Textes

  • Anfertigung einer sinn- und strukturgerechten Arbeitsübersetzung eines Textes oder Textabschnitts
  • Erstellung einer zielsprachengerechten Übersetzung
  • Entwicklung einer wirkungsgerechten Übersetzung

Textimmanente Interpretation

  • Analyse von Sach- und Wortfeldern und Deutung im Hinblick auf die Textaussage 
  • Gliederung des Textes mit Angabe von Textsignalen
  • Begründete Darlegung des Gedanken- und Argumentationsgangs
  • Erstellung eines Tempus- oder Modusreliefs, Deutung im Hinblick auf den Textinhalt
  • Analyse von Personenkonstellationen, Charakterisierungen
  • Analyse des Verhaltens, der Gefühle, der Beweggründe/Motive von Personen des Textes
  • Formulierung einer Überschrift/von Überschriften
  • Herausarbeiten der zentralen Textaussage
  • Ermittlung der möglichen Autorenintention auf Basis des Textes
  • Begründete Stellungnahme zur Textaussage, zur Struktur
  • Analyse von sprachlich-stilistischen Merkmalen und Erläuterung ihrer Funktion im Hinblick auf den Textinhalt

Textüberschreitende Interpretation eines Textes

  • Begründete Füllung von Leerstellen des lateinischen Textes
  • Existentieller Transfer der Textaussage (Quid ad nos?)
  • Vergleich zweier Übersetzungen desselben Textes
  • Ermittlung der möglichen Autorenintention mithilfe der Kenntnisse über den Autor
  • Vergleich mit einem bekannten oder unbekannten Text desselben Autors, eines anderen Autors oder mit einem Sachtext
  • Vergleich eines Rezeptionsdokuments mit dem lateinischen Text
  • Einordnung eines lateinischen Textes in den historischen, politischen und kulturellen Zusammenhang
  • Erläuterung von text- und autorenspezifischen Begriffen oder Intentionen
  • Produktionsorientierte Aufgaben: Verfassen einer Überschrift, Verfassen einer Antwort auf die Textaussage, begründete Umformung in eine andere Textgattung, Erstellen eines Storyboards mit lateinischen Textbelegen

Sprachkompetenzbezogen

  • Wortschatzübungen
  • Erschließung von Lehnwörtern, Fremdwörtern und fremdsprachlichen Wörtern aus lateinischen Ursprüngen
  • Segmentierung und Bestimmung von Formen
  • Textbezogene Erklärung der Verwendung von Formen
  • Textbezogene Reflexion zur Übersetzung von Wendungen eines Textes (Monosemierung)

Kulturkompetenzbezogen

  • Beschriftung eines Bildes
  • Erläuterung der Textpragmatik des lateinischen Textes
  • Erläuterung des historischen Hintergrunds des lateinischen Textes
  • Vergleich von Antike und Gegenwart

III. Bewertungskriterien

Die Bewertungskriterien für eine Leistung müssen auch für Schülerinnen und Schüler transparent, klar und nachvollziehbar sein. Die folgenden allgemeinen Kriterien gelten sowohl für die schriftlichen als auch für die sonstigen Formen der Leistungsüberprüfung:

  • Qualität der Beiträge
  • Kontinuität der Beiträge
  • Sachliche Richtigkeit
  • Angemessene Verwendung der Fachsprache
  • Darstellungskompetenz
  • Komplexität/Grad der Abstraktion
  • Selbstständigkeit im Arbeitsprozess
  • Präzision
  • Differenziertheit der Reflexion
  • bei Gruppenarbeiten

    • Einbringen in die Arbeit der Gruppe
    • Durchführung fachlicher Arbeitsanteile

  • bei Projekten

    • selbstständige Themenfindung         
    • Dokumentation des Arbeitsprozesses
    • Grad der Selbstständigkeit
    • Qualität des Produktes
    • Reflexion des eigenen Handelns

IV. Grundsätze der Leistungsrückmeldung und Beratung

Substantielle Bestandteile jeder schriftlichen Arbeit sind Aufgaben zur Erschließung, Übersetzung und Interpretation des zugrunde gelegten, in sich geschlossenen Textes. Dabei können sich einzelne Aufgaben nur auf Teile des Textes beziehen. Zu Beginn der Spracherwerbsphase kann im Rahmen der Erschließung und Interpretation auch eine kontextbezogene Überprüfung von Sprach- und Kulturkompetenz erfolgen. Die Übersetzungsaufgabe bezieht sich in der Regel auf die Hälfte bis zwei Drittel der Bearbeitungszeit für die Klassenarbeit. Die Bewertung der schriftlichen Arbeit erfolgt auf der Grundlage eines Erwartungshorizontes. Die Bewertung der Übersetzungsleistung orientiert sich am nachgewiesenen sprachlichen Textverständnis und am Grad der Sinnentsprechung. Dabei ist die Komplexität des Textes angemessen zu berücksichtigen. Die Übersetzungsleistung entspricht im Ganzen noch den Anforderungen, wenn der deutsche Übersetzungstext zwar Mängel aufweist, aber der Nachweis erfolgt, dass der lateinische Text in seinem Gesamtsinn und seiner Gesamtstruktur noch verstanden ist. Besonders gelungene Übersetzungslösungen werden gewürdigt. Die Gewichtung der einzelnen Aufgabenteile korreliert mit der jeweiligen Bearbeitungszeit. Bei der Festlegung der Note ist der pädagogische Ermessensspielraum zu berücksichtigen. Im letzten Lernjahr der Sekundarstufe I bereiten die Lehrkräfte bei den schriftlichen Arbeiten zunehmend auf die Regelungen für die Leistungsbewertung in der gymnasialen Oberstufe vor.

Beratungen über den Leistungsstand sind jederzeit nach Absprache möglich oder gezielt am Schüler-Eltern-Beratungstag.