Das neue Aquaterrarium der Schulzoo-AG

Das neue Aquaterrarium in Biologie-Raum 1

Die Moschusschildkröte (Sternotherus odoratus)

Das Männchen der Rotkehlanolis

Im letzten Jahr konnte die Schulzoo-AG ein neues Terrarium einrichten. Frau Harneke spendete der Schule großzügig ihr altes Schildkröten-Aquarium samt Filter und Beleuchtung. Nun musste natürlich überlegt werden, wofür dieses neue Becken genutzt werden kann. Nach langer Planung durch die Mitglieder der Schulzoo-AG stand fest, dass ein Aquaterrarium gestaltet werden sollte. Ein Aquaterrarium, auch Paludarium genannt, bietet sowohl aquatisch als auch terrestrisch lebenden Tieren einen Lebensraum. Im Frühjahr 2017 bekam Herr Dr. Gehring eine weibliche Moschusschildkröte (Sternotherus odoratus) angeboten, die dringend ein neues Zuhause suchte, da der alte Besitzer keine Zeit mehr hatte, sich darum zu kümmern. Da die Tiere nicht besonders groß werden, was man beim Erwerb einer Wasserschildkröte immer beachten sollte, war dieses Exemplar hervorragend für die Haltung in dem vorhandenen Aquaterrarium geeignet.

Die Moschusschildkröte ist eine eher kleine Wasserschildkröte mit braunem Rückenpanzer, der mit schwacher, dunkler Zeichnung versehen ist, die mit zunehmendem Alter verblasst. Der Bauchpanzer ist spärlich ausgebildet, es ist viel von den Beinen und dem Körper zu sehen. Der Kopf ist spitz und mit zwei hellen Längsstreifen gezeichnet, am Unterkiefer befinden sich vier Barteln. Wahrscheinlich dienen die Barteln am Unterkiefer, ähnlich wie die bei manchen Welsen, dem Aufspüren der Beute.

Die Verbreitung der Moschusschildkröte erstreckt sich von Süd-Kanada über die östliche USA bis nach Florida, in Texas ist die westliche Verbreitungsgrenze. Im Freiland ist die Moschusschildkröte ein dämmerungsaktives Tier, das den Tag in dunklen Bereichen oder auch im Schlamm verborgen verbringt. Im Gegensatz zu vielen anderen Wasserschildkröten sonnt sich die Moschusschildkröte höchst selten. Moschusschildkröten nehmen überwiegend tierische Nahrung zu sich. So bevorzugen sie Wasserinsekten, Schnecken, Würmer und kleine Fischstückchen. So bekommt unser Exemplar bei uns z.B. jeden Dienstag drei bis vier Buffalowürmer als Futter.

Nachdem die Schildkröte als Bewohner für das Aquaterrarium feststand, überlegten wir, welche Tiere man noch in dem Becken halten kann, da der Wasserteil nur den unteren Bereich des gesamten Terrariums bedeckte. Es mussten Tiere sein, die sich optimalerweise kaum am Boden aufhalten, gut klettern können und nicht allzu groß werden. Außerdem mussten sie den klimatischen Ansprüchen der Schildkröte entsprechen, damit eine erfolgreiche Vergesellschaftung möglich ist. Also informierten wir uns darüber, welche Reptilien noch im Lebensraum der Moschusschildkröte vorkommen. Als perfekte Mitbewohner stellten sich die Rotkehlanolis heraus.

Rotkehlanolis (Anolis carolinensis) sind kleine bis mittelgroße Echsen, die vorwiegend auf Bäumen leben und zur Familie der Leguane zählen . Die Heimat des Rotkehlanolis liegt in den subtropischen Laubwäldern im Süden der USA sowie in der Karibik. Die Art verfügt über einen schlanken Körperbau und einen spitz zulaufenden Kopf. Seinen Namen verdankt der Rotkehlanolis seinem auffällig roten Kehlsack, den er zur Revierverteidigung und zum paarungsbedingten Imponiergehabe einsetzt. Der Kehlsack der Reptilien-Männchen ist sehr viel größer als bei den Weibchen. Männliche Tiere erreichen eine Länge von bis zu 22 Zentimetern, Weibchen etwa 18 Zentimeter.

Die Farbe von Rotkehlanolis kann sich in wenigen Minuten je nach Außentemperatur und Stimmung verändern und reicht von Neongrün bis Graubraun. Zudem kann der Rotkehlanolis seine Augen unabhängig voneinander bewegen. Beide Eigenschaften haben der Echse auch den Namen "amerikanisches Chamäleon" eingebracht.

Rotkehlanolis sind tagaktiv und sehr pflegeleicht, was eine wichtige Eigenschaft als Schultier ausmacht. Die Tiere brauchen ausreichend Pflanzen und Klettermöglichkeiten als Rückzugs- und Bewegungsmöglichkeiten, was wir in dem großen Becken sehr gut gestalten konnten. Beinah ¾ des gesamten Terrariums haben wir mit Ästen und Pflanzen eingrichtet, auf denen die kleinen Echsen nach Nahrung jagen können. Am liebsten fressen sie Insekten wie Mehlwürmer oder Heimchen (kleine Grillen), die regelmäßig mit einem speziellen Vitaminpulver bestreut werden. Eine Reptilienlampe gewährleistet, dass die Echsen genügend UV-Licht bekommen, welches sie für einen gesunden Knochenbau benötigen. Derzeit haben wir ein Pärchen dieser anpassungsfähigen Echsen in unserem Terrarium.

Im Wasserteil des Beckens leben neben der Schildkröte auch einige Guppies (Poecilia reticulata). Diese beliebten Aquarienfische stammen ursprünglich aus den Süßgewässern der Karibik sowie den küstennahen Gewässern des nördlichen Südamerikas. Die lebendgebärenden, kleinen Fische ernähren sich von den Futterresten der Schildkröte und vermehren sich rasch. So konnten wir auch bereits nach wenigen Wochen erste, kleine Mini-Guppies in unserem Aquarium bestaunen.

Neben den Nachzuchterfolgen der Guppies erhoffen wir uns auch bei den Rotkehlanolis schon bald ein Gelege und Jungtiere.

Doch nicht nur Tiere der Südstaaten der USA bewohnen das geräumige Paludarium. Ein typischer Vertreter der Flora der Südstaaten-Sümpfe ist das Louisanamoos (Tillandsia usneoides). Diese Pflanzen hängen als Epiphyt (Aufsitzerpflanzen) von Ästen, Felswänden oder Überlandleitungen. Das Interessante ist, dass diese Pflanzen völlig ohne Wurzeln leben können. In langen Trieben hängen sie von allen geeigneten Unterlagen wie Ästen, Stromleitungen oder Dächern und die Wasser- und Nährstoffversorgung erfolgt alleine durch Regen und Luft.

Für die Realisierung dieses tollen Ausschnittes aus Fauna und Flora der Südstaaten der USA bedanken wir uns bei Frau Harneke und vor allem beim Förderverein des GaW, der das gesamte Projekt finanziell unterstützt.



Dr. Sebastian Gehring und die Schulzoo-AG